„Kein gefährliches Virus für Gesunde“ – Zika-Virus

Erst die hohe Anzahl von Infizierten in Südamerika macht Zika-Virus zur Risiko-Krankheit

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Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat in Sachen Zika-Virus weltweit den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Die Virologen der Marburger Universität haben mit dem Virus bisher nicht viel zu tun.

Marburg.
In Sachen Zika-Virus sind die Marburger Virologen bisher nicht gefordert. Das erläuterte Professor Stephan Becker, Leiter des Virologie-Instituts und des BSL4-Hochsicherheitslabors auf den Lahnbergen, im Gespräch mit der OP.
„Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Viren, die sich von Insekten auf den Menschen übertragen“, erklärt Becker. So sei es auch für Virologen schwer, über alle dieser Arten einen Überblick zu behalten. Zudem seien die Marburger Wissenschaftler weniger auf die Erforschung dieser Familie der Flaviviren
spezialisiert. Stattdessen stehen andere Viren im Fokus der Marburger, wie die hochgefährlichen Ebola-Viren oder Marburg-Viren, die ein mit inneren Blutungen einhergehenden hämorraghisches Fieber verursachen, das im Infektionsfall häufig zum Tod führen kann.
Theoretisch müssten sich die Virologen aber jetzt auch vorbereiten auf die Möglichkeit. Impfstoffe gegen das Zika-Virus zu finden oder um Diagnosemethoden vorzuhalten.
Das Zika-Virus wurde 1947 erstmals in Uganda im „Zika Forest“ in Entebbe isoliert und erhielt von diesem Wald seinen Namen. Es verursacht das Zika-Fieber, und man nimmt an, dass es durch Aedes-Stechmücken übertragen wird. „Die Infektionskrankheit geht mit Fieber, Hautausschlag, Gelenkschmerzen, einer Entzündung der Augenbindehaut sowie seltener Muskel- oder Kopfschmerzen und Erbrechen einher“ und dauere im Normalfall höchstens sechs Tage, heißt es über die Krankheitssymptome und den -verlauf in einem Merkblatt des Gesundheitsdienstes des Auswärtigen Amtes.
„Das Zika-Virus ist kein gefährliches Virus, wenn man ein gesunder Mensch ist“, stellt Professor Becker klar. 80 Prozent der Infizierten würden überhaupt nicht krank, und der Rest werde im Normalfall „ein bisschen krank“. Das Problem sei allerdings die sehr hohe Zahl an Infektionen Südamerika. Zum Problem könne das Zika-Virus angesichts dieser plötzlich stark angestiegenen Zahl von Infizierten im Nordosten Brasiliens deswegen werden, weil es unter rund vier Millionen Infizierten auch Menschen mit einem bereits vorab geschwächten Immunsystem gebe.
Erforscht werden müsse jetzt auch genauer, ob die Erkrankung Auswirkungen auf Schwangere habe. Denn es gebe seit September 2015 vermehrt Berichte aus Brasilien, dass im Zusammenhang mit der Krankheit bei Neugeborenen Fälle von Mikroenzephalie (relativ kleiner Kopfumfang und mögliche geistige Behinderung) aufgetreten seien. Die Weltgesundheitsorganisation WHO habe sich aufgrund der Erfahrungen mit der Ebola-Epidemie für den „sicheren Weg“ entschieden, mit dem weltweiten Gesundheitsnotstand vor der Gefahr zu warnen, meint Becker. Das sei wichtig, solange nicht sicher sei, dass durch das Zika-Virus keine Gefahr für Schwangere existiere. Die Entwicklung von Impfstoffen könne durch die Ausrufung des Gesundheitsnotstands vorangetrieben werden, kommentierte Becker auf OP-Anfrage.
In den Fokus der WHO sei das Zika-Virus jetzt aber auch geraten, weil in Brasilien im Sommer die Olympischen Spiele stattfinden und dort viele Olympia-Touristen aus der ganzen Welt erwartet werden.
Eine Ausbreitung der Epidemie in Deutschland ist allerdings laut Becker nicht zu befürchten, denn das Virus wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen, sondern von den Stechmücken auf den Menschen.
Bisher gibt es keine vorbeugenden Impfungen gegen das Zika-Virus. Becker weist deswegen wie die offiziellen Gesundheitsbehörden darauf hin, dass bei einem Besuch von Risikogebieten der Schutz vor Mückenstichen essentiell sei, um keine Erkrankung zu riskieren. In Sachen gefährlicher Viren sei übrigens noch nicht klar, welche Viren als nächste in den Fokus des öffentlichen Interesses geraten könnten, meint Becker.
So gebe es zwar eine WHO-Liste der potenziell gefährlichsten Kandidaten, auf der neben Ebola- und Marburg auch das Nipah-Virus, die Lassaviren oder das Rifttal-Virus stehen. „Aber man kann es nicht genau vorhersagen. Oft kommt der nächste Schlag der Viren aus einer Richtung, aus der man es vorher
nicht vermutet hat“, macht der Marburger Virologe deutlich.

Quelle: Oberhessische Presse