Schüler erforschen Marphili-Virus an der Uni

Wer ist infiziert und wie gefährlich ist das Virus wirklich? Am 14. August 2013, trotz Sommerferien, versammelten sich 20 Schülerinnen und Schüler vor der Virologie auf den Lahnbergen. Wir alle sind Bio-LK Schüler der ehemaligen Q2. Neugierde und Forschungslust hatten uns zu der Entscheidung getrieben, das zweitägige Simulations-Experiment mitzumachen.

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Frankfurt, Flughafen: eine vierköpfige Familie kehrt von ihrem sechsmonatigen Aufenthalt auf den Philippinen zurück. Zunächst denkt sich niemand etwas, als der Vater beginnt über Atembeschwerden zu klagen. Er ist Raucher. Doch dann der Verdacht: hat das Marphili-Virus, das zunächst nur in Südostasien aufgetreten ist, jetzt auch Deutschland erreicht? Die Symptome sprechen dafür: der Vater hustet, zeigt hohes Fieber, Atembeschwerden. Und auch andere Familienmitglieder zeigen Symptome: eins der beiden Kinder weist einen Schnupfen auf, die Mutter erhöhte Temperatur. Hinweise auf eine Infektion?

Umgehend wurden Blutproben aller vier Familienmitglieder an das Institut der Virologie in Marburg geschickt, um dort von 20 Spezialisten des Gymnasium Philippinum überprüft zu werden: Wer ist infiziert und wie gefährlich ist das Virus wirklich? Am 14. August 2013, trotz Sommerferien, versammelten sich 20 Schülerinnen und Schüler vor der Virologie auf den Lahnbergen. Wir alle sind Bio-LK Schüler der ehemaligen Q2. Neugierde und Forschungslust hatten uns zu der Entscheidung getrieben, das zweitägige Simulations-Experiment mitzumachen. Im Institut würde uns ein großer praktischer Teil erwarten: PCR, Fluoreszenzmikroskopie, ELISA-Tests (ein Test zum Nachweis von Antikörpern im Blut), Gel-Elektrophorese,…

Kaum angekommen wurden wir freundlichst von dem fünfköpfigen Team, das sich bereitgefunden hatte, die Verantwortung für uns zu übernehmen, partnerschaftlich begrüßt. Nach einer Sicherheitseinweisung fürs Labor standen uns (fast) alle Türen offen und wir durften selbständig in den Sicherheitslaboren tätig werden. Dabei experimentierten wir mit denselben Werkzeugen und Geräten wie ausgebildete Virologen. Die Materialien waren uns dabei von dem Virologie-Team bereitgestellt worden und zuvor unter riesigem Aufwand, wie wir nach Abschluss der Simulation erfuhren, eigens für uns und dieses Projekt hergestellt worden.

Zwischen den einzelnen Experimenten, die dazu dienten, Antworten auf die elementarsten Fragen nach dem Ausbruch eines unerforschten oder unbekannten Virus zu finden, erhielten wir informative und interessante Vorträge, in denen uns die einzelnen Arbeitsschritte und der Sachzusammenhang erklärt wurde. Die Inhalte schlossen sich dabei durch Zufall an unseren Unterricht bei Herrn Beyer an, der thematisch zwar schon eine Weile in der Vergangenheit lag, aber nach kurzem Nachdenken wieder präsent in unseren Köpfen vorlag, sodass wir gut vorbereitet in die Simulation einsteigen konnten. Nebenbei wurden Fragen geklärt und hier und da auch die eine oder andere Debatte geführt, bei der wir Gedanken austauschen konnten. Nach ausgiebigen Forschungsarbeiten meldete sich schließlich der Hunger. Dazu wurden wir von dem Team in die Mensa direkt gegenüber der Virologie eingeladen, wo wir eine warme Mahlzeit mit scheinbar unendlich vielen Beilagen erhielten, sodass jeder mehr als satt wurde. Anschließend ging es zurück zu den Experimenten und dem unbekannten Virus. Als Highlight des ersten Tages bekam jeder Teilnehmer sein eigenes Marphili-T-Shirt geschenkt, das zwar nicht jedem perfekt passte, aber umso mehr Freude bereitete.

Am zweiten Tag der Simulation holte uns der Stress ein wenig ein und wir erfuhren, was es für Wissenschaftler heißt, unter Zeitdruck zu stehen. Denn für den heutigen Tag standen nicht nur weitere Experimente auf dem Plan, sondern auch eine Pressekonferenz! Und die hatte sich natürlich für einen Zeitpunkt angekündigt, an dem wir noch mitten im ELISA-Test steckten. Eilend und unter Volldampf meisterten wir aber auch diese Situation irgendwie, sodass wir es gerade rechtzeitig schafften, fertig zu werden. Und schon erschienen auch die ersten Vertreter der Presse. Dabei war auch ein Journalist der Oberhessischen Presse vertreten.

Jetzt galt es zu erproben, wie ein Wissenschaftler vor der Presse argumentiert. Immer noch in der Simulation erläuterten wir, was wir mithilfe der Tests und Experimente über das Marphili-Virus herausfinden konnten. Wir stellten die Szenerie vor, erklärten, wie wir erforscht hatten, welches Familienmitglied infiziert ist oder war und beantworteten Fragen, wie man sich am besten schützen solle. Mit der Pressekonferenz neigte sich auch unser letzter Tag dem Ende zu. Ein fast schon trauriger Moment für alle Teilnehmer, denn wir hatten unglaublich viel Spaß, haben spannendste Einblicke erhalten und wurden so freundlich wie nur irgend möglich empfangen. Die Simualtion stellte sich abschließend als so erfolgreich heraus, dass vom Leiter der Virologie angekündigt wurde, dass das Projekt fortgesetzt werden solle. Eine tolle Nachricht für uns alle, denn wir können die Teilnahme nur wärmstens empfehlen!


Quelle: Jahrbuch 2013, Gymnasium Philippinum