Elf Schüler werden zu Virologen
Zweitägiges Projekt an der Universität zum fiktiven „Marphilivirus“ endete mit einer Pressekonferenz.
Elf Marburger Schüler setzten sich in einem zweitägigen Simulationsseminar am Institut für Virologie der Universität Marburg mit dem „Marphilivirus“ auseinander
Marburg.
Einen Namen besitzt das „Marphilivirus“ zwar, aber es ist fiktiv. Mit dieser Fiktion setzten sich in diesen Tagen elf Schüler der Martin-Luther- Schule, des Gymnasiums Philippinum und der Adolf-Reichwein- Schule auseinander und besuchten in einem zweitägigen Seminar das Institut für Virologie der Universität Marburg.
Dr. Michael Klüver erläuterte, dass es das Ziel dieser jährlichen Seminare sei, den Schülern einen Einblick in die Arbeit der Virologen zu gewähren. Gleichzeitig sollen die Zusammenarbeit mit den Schulen vertieft und die Schüler für Infektionskrankheiten sensibilisiert werden. In einem solchen Simulationspraktikum, eingebettet in ein realistisches, aber fiktives Szenario, erfolge eine Umsetzung mit ungefährlichen Substanzen. Die Schüler nehmen dabei die Rolle eines Wissenschaftlers am Institut für Virologie ein.
In einer Pressekonferenz zum Seminarabschluss zeigten sich die Probanden in ihren Rollen sowohl als Pressesprecher wie auch als Schüler sehr kompetent. Klüver moderierte, und die Schülerin Madeleine Kraus und der Schüler Eric Schmidt stellten sich den Fragen. Dieses fiktive Szenario spielte sich vor dem Hintergrund des Auftretens eines neuartigen Virus (Marphilivirus) auf den Philippinen ab. Ausgegangen wurde von rund 1 372 Erkrankten mit bisher etwa 960 Todesfällen und damit einer Mortalität von etwa 70 Prozent. Die Dunkelziffer läge sicherlich weit höher, da nur „schwere Fälle“ in den Krankenhäusern behandelt und dokumentiert würden, so die Erklärung.
Nach einem längeren Aufenthalt auf den Philippinen landete eine erkrankte vierköpfige Familie auf dem Frankfurter Flughafen und kam dort in Quarantäne. Dies wiederum setzte eine Maschinerie in Gang. Marphilivirus- Symptome zeigte der Vater. Nun galt es zügig abzuklären, inwieweit die Familienangehörigen sich ebenfalls infiziert hatten und welche Medikamente eingesetzt werden können. Nach der Entstehung des Virus wurde geforscht, auch in Bezug auf die Möglichkeit eines Terroraktes, wobei letzteres schnell verworfen wurde. Herausgefunden wurde eine Übertragungsmöglichkeit durch Tröpfchen- und Schmierinfektion von Mensch zu Mensch. Grippeähnliche Symptome bis hin zu multiplem Organversagen seien bei dem Befall mit diesem Paramyxovirus möglich. Im Labor habe sich gezeigt, dass eine Zellschädigung mit Ethanol herbeigeführt werden konnte. Ebenso konnten dieses Virus UV-Strahlen und Hitze bis zu 95 Grad inaktiv machen.
Risikofaktoren: Rauchen und Diabetes
„Wir stehen am Anfang, und ein Impfstoff dauert seine Zeit“, machte der Schüler Eric Schmidt bei der Eindämmung der Infektionskrankheit durchaus „realistisch“ deutlich. Denkbar sei auch, dass das Virus in Deutschland aufgrund des hohen Hygienestandards sich nicht so ausbreiten könne, waren Überlegungen der beiden „Pressesprecher“ Madeleine Kraus und Eric Schmidt.
„Warum war der Familienvater aufgrund der Virusinfektion so stark erkrankt?“ Dieser Frage ging die Seminargruppe ebenfalls nach und stellte die These auf: Raucher und Diabetiker sowie dessen längerer Aufenthalt als Entwicklungshelfer auf den Philippinen. Diese Risikofaktoren hatten die Familienangehörigen in der Abwägung nicht vorzuweisen.
Bienenhonig zur Prävention wollte eine Probandin in ihrer „Rolle als Homöopathin“ schmackhaft machen und regte an, diese Behandlungsmöglichkeit auch eventuell in Tierversuchen testen zu lassen. Dies wiederum sahen die Schüler eher kritisch. „Wir stehen am Anfang der Forschung. Wir wissen auch nicht, wie lange Viren auf Körpern selbst nach dem Tod Erkrankter überleben können. Daher ist zunächst Hygiene überaus wichtig.“
Quelle: Oberhessische Presse